„Freudig begrüßen wir“
auch in diesem Jahr unseren preisgekrönten Festspielchor. Als Richard Wagner 1876 die Bayreuther Festspiele mit der ersten Gesamtaufführung Der Ring des Nibelungen eröffnete, gab es einen solchen Chor noch nicht. Mitglieder aus Bayreuther Gesangsvereinen wurden für die Mannenchöre der Götterdämmerung herangezogen.
Heute besteht der Chor aus Mitgliedern, die ausschließlich für die Wochen der Proben und Aufführungen in Bayreuth zusammentreffen und Chorist:innen zur Aufstockung. Sie müssen nicht nur in jenen Chorpartien glänzen, die heute jede Best-Off-Opernchöre-Einspielung schmücken. Die Massenszenen haben bei Richard Wagner einen stücktragenden Charakter und verlangen auch szenisch eine intensive Probenarbeit.
In „Ring“-freien Jahren hat der Chor besonders viel zu tun, denn Rheingold, Walküre und Siegfried sind die einzigen Werke, bei den Wagner auf Chöre komplett verzichtet hat. Die sängerischen als auch die szenischen Anforderungen der anderen Hauptwerke sind sehr unterschiedlich – abgesehen von Tristan und Isolde gestaltet der Chor in jeder seiner Opern wesentliche Szenen und muss dabei enorme sängerische Anforderungen bewältigen. Den Damen und Herren wird eine große stimmliche Flexibilität abverlangt – so müssen sie in der Götterdämmerung als Kampfgefährten Hagens martialisch aggressiv erscheinen, daraufhin aber im Tannhäuser lyrisch verklärt als Pilger über die Bühne schreiten, um dann wiederum als Gralsritter den Parsifal in vielschichtigen Nuancen zu gestalten.
Ein Großteil der Sängerinnen und Sänger kommt aus Berufschören europäischer Opernhäuser und Rundfunkanstalten, andere sind vertraglich nicht an ein Institut gebunden, sondern arbeiten als freiberufliche Sänger, solistisch oder im Chor, an verschiedenen Häusern oder in Rundfunkchören. Auch einige Studenten, die eine sängerische Karriere anstreben, sammeln im Festspielchor Erfahrungen mit dem Wagnerrepertoire. Alle Mitwirkenden haben zuvor ein mit anderen Berufschören vergleichbares, durch den Chordirektor geleitetes Auswahlverfahren durchlaufen, um sich für den Bayreuther Festspielchor zu qualifizieren.
Die Besetzung des Chores ist in jedem Jahr eine andere, dennoch gibt es ein sehr großen Stamm von Mitgliedern, die teilweise schon über viele Jahre bei den Festspielen mitwirken. Dass deren Arbeit gut gelingt, bezeugen die zahlreichen Preise, mit denen der Chor ausgezeichnet wurde, wie beispielweise der ‚Orphée d’Or‘ und der ‚Wilhem-Pitz-Preis‘. Im Jahr 2014 erhielt der Bayreuther Festspielchor zudem den International Opera Award 2014 in derKategorie bester Opernchor. Es ist nicht zuletzt ein Verdienst des Chordirektors Eberhard Friedrich, daß beim abendlichen Applaus nicht nur die Solisten mit Bravorufen überschüttet werden.