Tristan und Isolde
Besetzung 2017
Musikalische Leitung | |
Regie | |
Bühne | |
Kostüm | |
Dramaturgie | |
Licht | |
Chorleitung |
Tristan | |
Marke | |
Isolde |
Ricarda Merbeth
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Kurwenal | |
Melot | |
Brangäne | |
Ein Hirt | |
Ein Steuermann | |
Junger Seemann |
„Tristan und Isolde“ als „Handlung“ zweier Menschen, deren Wirklichkeit von Beginn an perspektivlos und unüberwindbar ist: Es existiert nicht für jedes irdische Problem eine irdische Lösung. Beide wissen um das Dilemma, die Folgen sind ihnen in jedem Moment bewusst, sie nehmen die Konsequenzen an, nicht verklärt, verzweifelt oder unter dem Einfluss eines Zaubertrankes. Es ist ein „Ja!“ zum „Sein“ ohne moralische und gesellschaftliche Rechtfertigung, es gibt keine Alternative, alles andere wäre ein „Nicht-Sein“. Tristan und Isolde selbst sind „schuldig“ – „Den furchtbaren Trank, der der Qual mich vertraut, ich selbst, ich selbst, ich habʼ ihn gebraut!“1.
Wenn Thomas Mann sagt, „nur ihr Glaube, den Tod getrunken zu haben, löst sie seelisch aus dem Sittengesetz des Tages“, so bedarf es nicht einmal eines „reinen Wassers“, „was die Liebenden trinken“2. Wie könnte der Ziehvater und Bräutigam, der König, auf eine solch rücksichtslose öffentliche Provokation verständnisvoll reagieren? Wenn es nicht einmal die Liebenden selbst wagen, auf seine Güte und Selbstlosigkeit zu hoffen, stellt sich die Frage nach der Glaubwürdigkeit seiner balsamischen Worte umso mehr.
Brangänes und Kurwenals aussichtslose und verzweifelte Versuche, den Gang der Dinge zu beeinflussen, müssen scheitern; sie wissen natürlich, was das Verhalten ihrer Herren zur Folge hat. Nicht nur die Sorge um Tristan und Isolde bestimmt ihr Handeln, auch die Verzweiflung über die Frage der eigenen Existenz treibt sie zunehmend an. Doch sie können Tristan und Isolde nicht trennen, sich ihnen nicht in den Weg stellen oder ihr Drängen zueinander verhindern. Brangäne und Kurwenal können ebenso wenig Markes Mauern überwinden, noch sich seiner gleißenden Verfolgung entziehen.
Die Realität ist eng, trostlos und aussichtslos. Die verhängnisvolle Dreieckskonstellation treibt die Protagonisten in die Ecke, jagt sie wie Tiere, die man in die Enge treibt.
Kennst du das alte Liedchen?
Es klingt so süß, es klingt so trüb!
Sie mußten beide sterben,
sie hatten sich viel zu lieb.3
Ob die verklärende oder verklärte Isolde „in Brangänes Armen sanft auf Tristans Leiche“4 sinkt, ob sie stirbt, mit Marke leben oder durch Marke sterben muss: „Sie mußten beide sterben“.
Katharina Wagner, Daniel Weber
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1 Richard Wagner, Tristan und Isolde, Dritter Aufzug (Tristan), Edition C.F. Peters Frankfurt am Main Leipzig 1942
2 Thomas Mann, Leiden und Größe Richard Wagners, April 1933, in: Wagner und unsere Zeit, Aufsätze Betrachtungen Briefe, Hrsg: Erika Mann, Fischer Frankfurt am Main 1983
3 Heinrich Heine, in: Neuer Frühling, 1830, in: Sämtliche Gedichte in zeitlicher Folge, Hrsg: Klaus Briegleb, Insel Frankfurt am Main Leipzig 1993
4 Richard Wagner, Tristan und Isolde, Dritter Aufzug (Szenenanweisung), Edition C.F. Peters Frankfurt am Main Leipzig 1942
Tristan und Isolde
Handlung in drei Aufzügen
Libretto: Richard Wagner
Originalsprache: Deutsch
Uraufführung: 10. Juni 1865 München
Personen
Tristan (Tenor)
König Marke (Bass)
Isolde (Sopran)
Kurwenal (Bariton)
Melot (Tenor/Bariton)
Brangäne (Mezzosopran)
Ein Hirt (Tenor)
Ein Steuermann (Bariton)
Ein junger Seemann (Tenor)
Handlung
Tristans Schiff auf der Fahrt von Irland nach Cornwall, Markes Burg in Cornwall, Tristans Burg in der Bretagne, frühes Mittelalter.
Vorgeschichte
Einst war die irische Königstochter Isolde mit Morold verlobt gewesen, den Tristan erschlagen hatte, als Morold nach Cornwall kam, um bei König Marke Tribut zu holen. Tristan, Markes Neffe und treuester Gefolgsmann, hatte statt des Tributs das abgeschlagene Haupt Morolds nach Irland zurückgesandt, war jedoch im Kampf auch von Morold, dessen Waffen Isolde vergiftet hatte, verwundet worden. Nur Isolde konnte daher seine Wunde heilen, weshalb Tristan, um unerkannt zu bleiben, unter dem Namen des Spielmanns „Tantris“ mit einem Boot nach Irland fuhr. Isolde pflegte den Verletzten gesund, entdeckte aber an seinem Schwert eine Scharte, die genau einem Splitter entsprach, den sie in Morolds Haupt gefunden hatte. Nun wusste sie, den Mörder des Verlobten vor sich zu sehen, und trat mit dem Schwert vor ihn hin, um Rache zu nehmen. Vor Tristans Blick jedoch wandelte sich ihr Hass in Liebe. Sie ließ das Schwert sinken und ermöglichte ihm unerkannt als Tantris die Heimreise. Kurze Zeit später erschien er jedoch als Tristan wieder in Irland, um Isolde als Braut für König Marke heimzuholen. Nachdem die Versöhnung zwischen den beiden Ländern besiegelt worden war, trat Isolde mit Tristan die Heimfahrt auf seinem Schiff an, um in Cornwall König Markes Gemahlin zu werden. Hier setzt die Handlung der Oper ein.
Erster Aufzug
Auf dem Vorderdeck von Tristans Schiff wartet Isolde mit ihrer Vertrauten Brangäne in furchtbarer innerer Spannung auf den Augenblick, da ihre unheilvolle Bindung an Tristan der erlösenden Sühne zugeführt werden kann. Das unbekümmerte Lied eines jungen Seemanns („Westwärts schweift der Blick“) erscheint ihr wie ein Hohn. Erregt berichtet sie Brangäne von ihren schicksalhaften Begegnungen mit Tristan, nachdem dessen Gefährte Kurwenal ihre Forderung nach einer Aussprache mit grobem Spott beantwortet hat („Wer Kornwalls Kron’“ – „Wehe, ach wehe! Dies zu dulden!“). Isolde entschließt sich, für sich und Tristan einen Todestrank zu bereiten, den ihr die Mutter mitgegeben hat. Sie bittet Tristan zu sich und fordert mit bitter-ironischen Worten Sühne für Morolds Tod. Trotzig reicht ihr Tristan sein Schwert, damit sie ihn töte. Sie aber besteht darauf, mit ihm den Sühnetrank zu leeren. Brangäne hat die Schale bereitet, die Tristan hastig an sich nimmt. Isolde entreißt ihm das Gefäß, sie will mit ihm sterben. Doch Brangäne hat in ihrer Angst um die geliebte Herrin den Todestrank mit einem Liebeselixier vertauscht. Als Tristan und Isolde einander in Erwartung des Todes in die Augen blicken, erfasst sie große Leidenschaft. Ihre Umwelt vergessend, sinken sie einander in die Arme. Kaum bemerken sie die Landung des Schiffs. In der Erkenntnis der Tragik seiner Liebe („O Wonne voller Tücke“) führt Tristan die fast besinnungslose Isolde seinem König zu.
Zweiter Aufzug
Im Garten vor ihrem Gemach wartet Isolde mit Brangäne auf Tristan, während der König zur Jagd gegangen ist. Brangänes Warnungen vor Melot weist sie zurück. Als die letzten Jagdhörner verklingen, löscht sie die Fackel, das Zeichen für den Geliebten. Sogleich kommt Tristan. Jubelnd wirft sie sich in seine Arme („Isolde! Tristan! Geliebter!“). In der Ausweglosigkeit ihrer Lage sehnen sie den Tod herbei und preisen die sie umgebende Nacht („O sink' hernieder, Nacht der Liebe“). Unbeachtet bleiben Brangänes warnende Rufe („Einsam wachend in der Nacht“). Von Melot herbeigeführt, erscheint König Marke und überrascht Tristan und Isolde. Erschüttert muss er erkennen, von seinem treuesten Mann betrogen worden zu sein (Monolog „Tatest du’s wirklich?“). Seine schmerzliche Frage nach dem Grund der Untreue vermag Tristan nicht zu beantworten. Er fragt Isolde, ob sie ihm, dem das Leben nichts mehr bieten kann, in das Reich der Nacht folgen wolle („Dem Land, das Tristan meint“). Als sie sich dazu bereit erklärt, ruft Melot den König wütend zur Rache auf. Tristan dringt mit seinem Schwert auf Melot ein, lässt die Waffe jedoch fallen, als Melot ihm sein Schwert entgegenstreckt. Schwer verwundet sinkt er in Kurwenals Arme.
Dritter Aufzug
Vor seiner Burg Kareol in der Bretagne liegt der tödlich verwundete Tristan in der Obhut seines treuen Kurwenal. Ein Hirt bläst auf der Schalmei eine traurige Weise. Kurwenal hat nach Isolde ausgesandt. Nur sie kann Tristan noch retten. Eine fröhliche Weise soll der Hirt blasen, sobald er Isoldes Schiff erblickt. Doch das Meer bleibt öd und leer. Des Hirten trauriges Lied hat Tristan geweckt („Die alte Weise“). In Fieberfantasien steigert sich sein Sehnen nach Isolde zu großer Qual. Im Wahn erlebt er neuerlich die Liebesleidenschaft und die Sehnsucht nach dem Tod. In wilder Verzweiflung flucht er dem Liebestrank, der sein Schicksal besiegelte („O diese Sonne“). Bewusstlos bricht er zusammen. Wieder erwachend, sieht er gleich einer Vision die über die Wogen herannahende Isolde („Wie sie selig, hehr und milde“).
Da ertönt des Hirten lustige Weise. Isoldes Schiff ist gelandet; mit übermenschlicher Kraft reißt Tristan den Verband von seiner Wunde, wankt der Geliebten entgegen und stirbt in Isoldes Armen. Plötzlich meldet der Hirt ein zweites Schiff. Kurwenal erkennt König Marke und Melot. In furchtbarem Missverstehen verwehrt er ihnen den Eintritt in die Burg. Kurwenal erschlägt den eintretenden Melot und wird daraufhin im Kampf von den Rittern König Markes tödlich verwundet. Erschüttert bleibt der König zurück. Brangäne hat ihm das Geheimnis des Liebestrankes entdeckt, nun wollte er selbst die Liebenden vereinen. Noch einmal erwacht Isolde aus ihrer Ohnmacht und „heftet“, so die Regieanweisung, „das Auge mit wachsender Begeisterung auf Tristans Leiche“ (Isoldes Liebestod „Mild und leise, wie er lächelt“), bevor sie Tristan ins Reich der Nacht folgt.
Mit freundlicher Genehmigung entnommen aus:
© Harenberg Kulturführer Oper,
5. völlig neu bearbeitete Auflage,
Bibliographisches Institut & F.A. Brockhaus