Anny Schlemm
Ihr Vater Franz Schlemm war Chorist an der Frankfurter Oper. Ausbildung durch Erna Westenberger in Berlin. Sie debütierte 1948 am Stadttheater von Halle (Saale) als Bastienne in »Bastien und Bastienne« von Mozart. 1949 kam sie an die Berliner Staatsoper, deren Mitglied sie bis 1961 war und wurde gleichzeitig an die Komische Oper Berlin verpflichtet. Hier wirkte sie in den berühmten Inszenierungen von Walter Felsenstein als Desdemona in Verdis »Othello« (1959) und als Boulotte in »Ritter Blaubart« von Offenbach (1963) mit. Die letztgenannte Partie wurde ihre große Glanzrolle, die sie in den folgenden 19 Jahren 257mal auf der Bühne sang, allein 40mal in Frankfurt a.M. und bis 1992 immer wieder an der Komischen Oper Berlin. Sie war 1950-51 am Opernhaus von Köln und seit 1951 an der Oper von Frankfurt a.M. engagiert. Sie gastierte an den Staatsopern von München und Hamburg, an der Deutschen Oper Berlin und am Staatstheater Hannover. Bei den Festspielen von Glyndebourne sang sie 1964 die Zerline im »Don Giovanni«. 1957 wirkte sie am Opernhaus von Köln in der Uraufführung der Oper »Bluthochzeit« von W. Fortner in der Partie der Braut mit, 1964 an der Frankfurter Oper in der Uraufführung von »Dame Kobold« von G. Wimberger. Ausgedehnte Gastspieltätigkeit am Teatro San Carlo Neaapel (1954), an der Staatsoper von Stuttgart (seit 1964), beim Holland Festival, an der Grand Opéra Paris, an der Staatsoper Dresden (1986) und mit dem Ensemble der Komischen Oper Berlin in Moskau, Stockholm und Prag. Hatte sie zunächst lyrische Sopranpartien gesungen, so fügte sie im Laufe ihrer langen Bühnenkarriere später dramatische Sopran- und Mezzospranpartien in ihr sehr umfangreiches Repertoire ein, wobei man immer wieder ihr glänzendes schauspielerisches Talent bewunderte. Bei den Bayreuther Festspielen trat sie 1978-82 und 1984-85 als Mary im »Fliegenden Holländer« auf. Diese Partie übernahm sie auch 1990 an der Münchner Staatsoper. 1981 hatte sie an der Oper von Köln als Küsterin in Janáceks »Jenufa« einen besonderen Erfolg, 1978 sang sie an der Niederländischen Oper Amsterdam die Herodias in »Salome« und die Klytämnestra in »Elektra« von R. Strauss, 1984 an der Covent Garden Oper London die Madelon in »Andrea Chénier« von Giordano. 1988 gestaltete sie in Frankfurt, 1989 in Stuttgart und 1991 in Toronto die Klytämnestra in »Elektra«, 1990 an der Wiener Volksoper die Palmatica in der Operette »Der Bettelstudent« von Millöcker, 1992 an der Staatsoper Berlin die Filipjewna im »Eugen Onegin«, 1993 an der Wiener Staatsoper die alte Gräfin in »Pique Dame«. 1994 hörte man sie an der Komischen Oper Berlin als Amme in Aufführungen der Oper »Der gewaltige Hahnrei« von Berthold Goldschmidt, 1996 an der Staatsoper von Dresden als alte Buryja in Janáceks »Jenufa«, am Theater von Halle/Saale (zu dessen Ehrenmitglied sie 1996 ernannt wurde) als Babricha in Rimsky-Korssakows »Märchen vom Zaren Saltan«. - Zeitweilig verheiratet mit dem Dirigenten Wolfgang Rennert (* 1922).
Nach:
Kutsch, K. J. und Riemens, Leo. Großes Sängerlexikon. München: K.G. Saur, 1999
Mitwirken in Bayreuth
Jahr | Werk | Funktion/Rolle |
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1985 | Der fliegende Holländer | Mary |
1984 | Der fliegende Holländer | Mary |
1982 | Der fliegende Holländer | Mary |
1981 | Der fliegende Holländer | Mary |
1980 | Der fliegende Holländer | Mary |
1979 | Der fliegende Holländer | Mary |
1978 | Der fliegende Holländer | Mary |