Kerstin Meyer
Ihre Familie war ursprünglich polnischer Abkunft. Sie begann ihr Gesangstudium mit 14 Jahren, mit 16 kam sie in die Opernklasse des Königlichen Konservatoriums Stockholm und wurde Schülerin von Arne Sunnegaard, Adelaide von Skilondz und Britta von Vegesack; weitere Studien in Mailand, Wien und New York bei Erik Werba, Giorgio Favaretto und Paola Novikova. 1952 debütierte die Künstlerin an der Königlichen Oper Stockholm als Azucena und hatte ihren ersten großen Erfolg bald darauf als Carmen. 1953 Gastspiel an der Oper von Rom, 1959 am Teatro Liceo von Barcelona und in Vancouver. 1959-64 war sie Mitglied der Deutschen Oper Berlin; hier wirkte sie am 22.9.1960 in der Uraufführung der Oper »Rosamunde Floris« von Boris Blacher mit. 1960 an der Mailänder Scala als Eboli im »Don Carlos« von Verdi zu Gast. An der Covent Gatrden Oper London sang sie seit 1960 Partien wie die Didon in »Les Troyens« von Berlioz, den Octavian im »Rosenkavalier« und die Klytämnestra in »Elekttra« von R. Strauss. Seit 1958 gastierte sie mit großem Erfolg an der Staatsoper von Hamburg, wo man sie zumal als Wagner-Sängerin bewunderte, und wo sie 1966 in der Uraufführung der Oper »Die Heimsuchung« (»The Visitation«) von Gunther Schuller, 1969 in der der Oper »Die Reise« des schwedischen Komponisten Lars Johan Werle mitwirkte. Es folgten Gastspiele an der Wiener Staatsoper, in München und Kopenhagen. Bei den Festspielen von Salzburg sang sie 1958, 1972 und 1976 die Marcellina in »Figaros Hochzeit«, 1958 die Kartenaufschlägerin in »Arabella«, 1957 eine kleine Partie in »Elektra« von R. Strauss, außerdem trat sie dort in Konzerten auf. Bei den Festspielen von Bayreuth hörte man sie 1962-64 als Brangäne im »Tristan«, 1965 als Wellgunde und als Waltraute im Nibelungenring. 1959 unternahm sie eine Nordamerika-Tournee. Als ihre Glanzrolle galt die Titelrolle in »Carmen« von Bizet. 1960-64 sang sie sehr erfolgreich an der Metropolitan Oper New York (Antrittsrolle: Carmen). Sie trat an diesem Haus u.a. als Orpheus von Gluck und als Komponist in »Ariadne auf Naxos« auf. Bei den Salzburger Osterfestspielen sang sie 1974 die Magdalene in den »Meistersingern«. 1974 gastierte sie beim Edinburgh Festival wie beim Festival von Aix-en-Provence als Küsterim in Janáceks »Jenufa«. 1961-76 war sie fast alljährlich bei den Festspielen von Glyndebourne in einer Vielzahl von Partien anzutreffen, u.a. als Ottavia in Monteverdis »Incoronazione di Poppea«, als Geneviève in »Pelléas et Mélisande«, 1970 in der Uraufführung der Oper »The Rising of the Moon« von Nicholas Maw, 1973 in »Der Besuch der alten Dame« von G. von Einem und bereits 1961 in der englischen Erstaufführung von H.W. Henzes »Elegy for Young Lovers«. Seit 1957 war sie bei den Festspielen im Barock- Theater von Drottningholm zu hören. Während ihrer ganzen Karriere blieb sie Mitglied der Stockholmer Oper. 1963 wurde sie zur schwedischen Hofsängerin ernannt, 1963 Mitglied der Stockholmer Musikakademie, 1975 Verleihung des Ordens »Litteris et artibus«. Ihr Interesse für das zeitgenössische Opernschaffen bewies die auch als große Darstellerin geschätzte Altistin durch ihr Auftreten in Uraufführungen moderner Opern: 1959 in »Der rote Stiefel« von H. Sutermeister (Oper von Stockholm), 1966 »Die Bassariden« von Henze (Salzburg), 1967 »Arden muß sterben« von Goehr (Hamburg), 1968 »Hamlet« von Searle (Hamburg), 1970 »The Rising of the Moon« von Maw (Glyndebourne), 1975 »Le Grand Macabre« von György Ligeti (Stockholm). Weltweit gerühmte Konzert- und Oratorienaltistin. 1984 wurde sie Leiterin der Musikdramatischen Schule Stockholm.
Nach:
Kutsch, K. J. und Riemens, Leo. Großes Sängerlexikon. München: K.G. Saur, 1999
Mitwirken in Bayreuth
Jahr | Werk | Funktion/Rolle |
---|---|---|
1965 | Götterdämmerung | Floßhilde |
1965 | Götterdämmerung | Waltraute |
1965 | Das Rheingold | Floßhilde |
1964 | Tristan und Isolde | Brangäne |
1963 | Tristan und Isolde | Brangäne |
1962 | Tristan und Isolde | Brangäne |