6. August 2023
10:00 Uhr
Unmögliche Klänge. Von Gralsglocken und Darmsaiten
PD Dr. Kai-Hinrich Müller, Hochschule für Musik Köln
Auch als Komponist wollte Richard Wagner sich von den Begrenzungen des Instrumentariums seiner Zeit nicht einhegen lassen und regte immer wieder Neuerfindungen an, unter denen das Gralsklavier der Firma Steingraeber wohl das bekannteste ist. Im Laufe der letzten 150 Jahre hat sich das Instrumentarium weiterentwickelt. Welche Folgen hatte dies für die Wagner-Interpretation und insbesondere für den Wagner-Gesang? Wie hat Wagner seine eigene Musik gehört? Fragen, über die der Kölner Musikwissenschaftler Kai-Hinrich Müller forscht.
Der Abgrund als Mischpult. Der Dirigent im Maschinenraum
Markus Poschner, Chefdirigent Bruckner Orchester Linz, Sinfonieorchester Basel, Orchestra della Svizzera italiana
Ist das Wagner-Orchester wie eine PA von Pink Floyd, wie der Medientheoretiker Friedrich Kittler einmal mutmaßte? Tristan-Dirigent Markus Poschner ermöglicht den Blick in sein Mischpult, erläutert, welche Regler er bedienen muss, um diese Anlage so richtig aufdrehen zu können und wie Wagner das getuned hat, um damit die Grenzen der Zeitlicheit aufzuheben.
11:30 Uhr
Uninszenierbar? Von Szenenanweisungen und der Geschichte des Spezialeffekts
Prof. Dr. Wolfgang Struck, Universität Erfurt
Seit jeher werden im Theater Maschinen eingesetzt, um Überraschungseffekte und Magie zu erzeugen, das scheinbar Unmögliche zu realisieren. Wolfgang Struck forscht über die Kunst der spektakulären Spezialeffekte, mit denen das Publikum in den Bann gezogen wird. Zugleich ist er fasziniert von „unmöglichen“ Entwürfen der Autoren. Was, wenn durch neue Technologien nun „alles“ möglich wird?
Auge, Vorhang, Brille. Von den alten Medien in den Neuen Medien
Dr. Johanna Dombois, Robert Schumann Hochschule Düsseldorf
Nicht-Linearität, Interaktivität, Biofeedback, Parallelweltlichkeit und Projektionstechnologie, Simulation und immanente Selbstreferenz: In ihren Arbeiten über Richard Wagner und seine Medien hat die Autorin Johanna Dombois vielfach gezeigt, wie Richard Wagner in seinem Schaffen nach neuen Formen des Sehens, Hörens und Fühlens gesucht – und neue Schnittstellen hierfür gefunden hat. Als Maschinenstürmerin reflektiert sie den Einsatz neuer Medien auf der Opernbühne so kritisch, wie sie diese für Inszenierungen fruchtbar macht. Sie begann 1999, mit virtuellen, interaktiven und alten neuen Medien (etwa der Laterna Magica, Argandleuchten, Vorhangzügen) für die Opernbühne zu experimentieren. 2009 legte sie eine Inszenierung des Rheingold-Vorspiels vor (Ring-Studie 01), in der sie die online Computerspiel-Plattform SecondLife® als Inszenierungsmaterial einsetzte. Ein Gespräch über Wohl und Wehe der „Medienwechsel“.
12:45 Uhr
Eine Dampfmaschine. Bühnenillusionen aus dem Kessel
Prof. Dr. Gundula Kreuzer, Yale University, New Haven
Richard Wagner wollte die Schlote der modernen Metropolen hinter sich lassen, als er sich auf den Grünen Hügel zurückzog. Seine Bühnenideen verwirklichte er hingegen mit Hilfe von zwei Dampflokomotiven. Die Musikwissenschaftlerin Gundula Kreuzer eröffnet einen historischen Blick auf das Wagner-Theater.
13:30 Uhr
Nur nicht so fertig. Plans for future operas
Øyvind Torvund
Wie sieht die Kunst der Zukunft aus? Jedes Kunstwerk birgt schon in sich eine Antwort darauf. Aber will man sich wirklich so festlegen? In seiner Werkreihe “Plans” präsentiert der Komponist Øyvind Torvund im Wechselspiel von Skizzen und musikalischer Realisierung Pläne für Stücke, die in ihrer fertigen Unfertigkeit utopisches Potenzial haben.